Nestlé kauft Mikrobiom-Therapie von Seres
Die Schweizer Nestlé-Gruppe hat mit dem US-amerikanischen Unternehmen Seres Inc. die Übernahme der FDA-zugelassenen Mikrobiomtherapie VOWST vereinbart. Dafür erhält Seres rund 175 Mio. US-Dollar Upfront und einen hohen dreistelligen Millionenbetrag bei Erreichen bestimmter Umsatzzahlen des Therapeutikums.
Noch vor wenigen Wochen war es nur ein unverbindliches Memorandum of Understanding zwischen Nestlé S.A. und Seres Therapeutics Inc. über den Erwerb der bisher einzigen von der FDA zugelassenen mikrobiellen Therapie. Nun hat Nestlé die gesamte Geschäftseinheit rund um das Therapeutikum VOWST von Seres erworben. Neben einer Zahlung von etwa 175 Mio. US-Dollar in mehreren Teilbeträgen für den Erwerb, beteiligt sich Nestlé Health Science mit circa 15 Mio. US-Dollar an Seres.
SER-155 ist ein weiteres mikrobielles Präparat von Seres, für das die Amerikaner nun neue Finanzmittel zur Verfügung haben. Es soll als Begleittherapie bei hämatopoetischen Stammzelltransfusionen verabreicht werden, um Darminfektionen zu verhindern, die aufgrund der systemischen Gabe von Antibiotika und des geschwächten Immunsystems dieser Patienten häufig auftreten. Auch Abstoßungsreaktionen (Graft-versus-Host-Reaktionen) sollen durch die Gabe der mikrobiellen Mischung reduziert werden.
Diese Ansätze haben nun auch Nestlé überzeugt, in den Bereich Mikrobiom-Therapie einzusteigen. Mit dem Erwerb der Geschäftseinheit VOWST von Seres geht die Übernahme der Produktions- und Herstellungsinfrastruktur inklusive des Fachpersonals einher. VOWST hatte im April 2023 die FDA-Zulassung für die Wiederherstellung des patienteneigenen Mikrobioms zur antibakteriellen Behandlung von Clostridioides difficile-Infektionen erhalten. In mehreren Phase III-Studien konnte Seres zeigen, dass die Mischung aus Fäkalbakterien, Sporen und lebenden Mikroorganismen die Rückfallrate einer solchen Clostridien-Infektion um mehr als die Hälfte reduziert.
Nestlé setzt sich seit einigen Jahren für die Darmgesundheit ein. Mit eigenen Produkten wird einerseits die Darmflora unterstützt, andererseits wurden Zuckergehalt und -zusammensetzung in allen Produktlinien verändert, um das Mikrobiom der Konsumenten positiv zu beeinflussen. Mit dem Kauf des ersten zugelassenen Darmtherapeutikums betritt Nestlé nun Neuland.